Eine lange Zeit der guten Zusammenarbeit
Wann war ich ihr überhaupt das erste Mal begegnet? Nun feiert die Fach- und Kontaktstelle Winterthur ein 40-jähriges Jubiläum, gegründet als erste FKS in der Schweiz von Esther Meier. Ich lernte die Spielgruppe erst später kennen, als meine älteste Tochter die erste Spielgruppe in Zollikofen besuchte. Dieses Angebot begeisterte mich, denn als Sozialpädagogin wusste ich, wie wichtig die ersten Lebensjahre für die Kinder sind, dass dann der Grundstein für ihr späteres Lernen und Leben gelegt und wie wichtig das Spielen ist. Alles dies fand ich schon damals in der Spielgruppenphilosophie bestätigt.
Es dauerte nicht lange, war ich als Leiterin, nun im Kanton Zug, mittendrin. Dass Austauschtreffen unter Fachfrauen einen weiterbringen, war vielen wie mir ein grosses Anliegen. Denn in der ganzen deutschen Schweiz entstanden Zusammenschlüsse der Spielgruppenleiterinnen in verschiedenen Regionen. Auch die noch junge Spielgruppenzeitung trug zur Vernetzung bei. Es muss eines der ersten, von Esther initiierten Spurgruppentreffen oder Weiterbildungen sein, zu welcher ich als Präsidentin des Spielgruppenverbandes- Kanton Zug eingeladen wurde, als ich ihr begegnete. Zusammen mit andere engagierten Personen, war ihr das Weiterkommen der Spielgruppenbewegung ein grosses Anliegen. Esther verstand es immer wieder, aufzuzeigen wo und wie Lobbyarbeit gemacht werden kann, wo und wie die Qualität einer Spielgruppe oder einer Leiterin sichtbar gezeigt werden kann und wie wichtig Weiterbildungen innerhalb der Regionen, zum Beispiel auch das Austauschen unter Fachfrauen sind. Vielen Leiterinnen von den gegründeten Fach- und Kontaktstellen fiel die professionelle Haltung von Esther, sei es im pädagogischen Bereich, aber auch im Verhandeln mit Behörden, im Bereich Elternzusammenarbeit und Integration auf. Noch standen einige regionale Zusammenschlüsse am Anfang, man konnte auf den Erfahrungswert von Esther zurückgreifen.
Vereine sind wichtig, um in der Gesellschaft und Politik gehört zu werden. Esther Meier erreichte dies in der Stadt Winterthur, die Fachstelle erhielt finanzielle Unterstützung. Es war ihr ein Anliegen, dass auch Spielgruppen in anderen Regionen Wertschätzung und Unterstützung erhielten, denn Spielgruppen hatten eine wichtige Gesellschaftsaufgabe übernommen. Zusammen mit anderen aktiven Personen aus der Spielgruppenszene wurde der Schweizerische Spielgruppen-LeiterInnen-Verband SSLV im Juni 2001 in Olten gegründet. Da mir eine solche Vernetzung sehr am Herzen lag, trat ich gerne auf die Anfrage von Esther diesem Vorstand bei. Es war eine turbulente Zeit, der Beginn dieses Verbandes. Man merkte, dass Esther im Bereich Öffentlichkeitsarbeit für die Spielgruppe, aber auch im Bereich Qualitätssicherung wichtige und richtige Vorstellungen hatte, denen oft noch nicht alle folgen konnten. Esther zog sich nach einer Weile aus dem Vorstand zurück, ein Neustart des Vereins war angesagt, der auch bestens gelang. Allen war klar – es braucht diesen Verband- wenn Spielgruppen mit ihrer wichtigen Arbeit für Kinder im Vorschulbereich besser gehört werden sollten.
Während der Zeit als Vorstandsmitglied dieses Verbandes wurde Esther für mich eine wichtige Ansprechperson. Für Weiterbildungen, Symposien, ganz generelle Fragen konnte sie mithelfen, aufzeigen, ermitteln- einfach, was es gerade brauchte. Auch für die Kundgebung im Jahr 2010 war sie es, die mir oft in Kürze eine Flyeridee, einen Medientext lieferte oder mich auf wichtige Institutionen und Personen aufmerksam machen konnte, oder sogar begleitete. Als Mitglied der Ausbildungskommission, welcher die meisten Spielgruppen-Ausbildungsinstitutionen angehören, ist sie weiterhin im Verband aktiv und für die berufliche Entwicklung mitverantwortlich.
Eine intensive Zeit erlebte ich mit Esther, als wir vom Staatsekretariat für Migration die Möglichkeit erhielten, ein Projekt im Bereich Integration aufzugleisen. Zum ersten Besuch auf dem SEM begleitete sich mich zusammen mit Suzanne Collioud. Die Idee für das Projekt Wir kommen zu Dir „wikozudi“ wurde von Esther eingebracht. Als Leiterin der Ausbildungsinstitution SpielgruppenLEAD und Leiterin der Fachstelle erkannte sie immer wieder das Bedürfnis von Spielgruppenleiterinnen, sich mit anderen über schwierige Situationen auszutauschen und von Fachpersonen beraten zu werden. Dabei war es ihr wichtig, dass die Fachpersonen aus der Spielgruppenszene kamen – welche die Aufgabe der Spielgruppenleiterin, aber auch den Entwicklungsstand der Spielgruppenkinder bestens kannten. Beim eigentlichen Projekt trafen sich Leiterinnen zusammen mit einer Fachperson zum Austausch und haben sich aber auch gegenseitig besucht. Dabei konnten wichtige Themen aufgegriffen werden. Die Reaktionen der Teilnehmerinnen zeigten immer wieder, dass sie in solchen Erfahrungsgruppen viel mitnehmen können. Als Verantwortliche des SSLV für dieses Projekt gab es für mich öfters Situationen, wo ich Esther um Hilfe anfragen konnte.
Der SSLV hat mittlerweile einen grossen Bekanntheitsgrad erreicht. Viele ehemalige und aktive Vorstandsmitglieder haben dazu beigetragen und sind weiterhin sehr besorgt, dass der Wert der Spielgruppe nicht nur von Fachgremien erkannt wird, sondern auch in der Politik ankommt. Der Weg ist oft steinig, aber viele Steine wurden schon aus dem Weg geräumt. Es ist wichtig, dass gewisse Namen nicht vergessen gehen. Personen, die Grundsteine dazu gelegt haben, wie z.B. Lucie Hillenberg, Hans Fluri, Margrit Anderegg, Ingrid de Heer, Maria Kennessey – und dazu gehört auf jeden Fall auch Esther Meier. In diesem Beitrag soll nun speziell einen Teil ihrer Arbeit aufgezeigt werden, viele Grundsteine wurden von ihr gelegt. Danke Esther für dein Mitwirken, und danke, dass du immer noch dranbleibst.
Anna Lustenberger